Bündnis für Generationen e.V.
gemeinsam für einen solidarischen Sozialstaat

Kurze Bestandsaufnahme (Status quo)

1) Krankenversicherung (GKV)
Die GKV ist derzeit unter starkem Kostenwachstumsdruck: die Ausgaben steigen deutlich schneller als die Einnahmen (z. B. +≈8 % Ausgabenanstieg im 1. Halbjahr 2025). Das spiegelt sich 2024/2025 in Defiziten bei mehreren Kassen und einem insgesamt spürbaren Finanzierungsbedarf wider.


2) Rentenversicherung (GRV)
Politik und Gesetzgeber haben das Rentenniveau (Standardrente / Durchschnittsverdienst) politisch stabilisieren wollen; die Regierung hält ein Mindestniveau von 48 % (bzw. hat Maßnahmenpakete zur Stabilisierung beschlossen). Gleichzeitig zeigen unabhängige Institute und der Bundesrechnungshof, dass diese Festschreibung erhebliche zusätzliche Finanzmittel erfordert und langfristig den Beitragssatz merklich ansteigen lassen kann. Kurzfristig (2024–2026) gab es deutliche Rentenerhöhungen (z. B. +3,7 % 2025).


3) Pflegeversicherung (SPV)
Die soziale Pflegeversicherung steht vor strukturellen Finanzierungsproblemen: anhaltende Defizite, steigende Zahl Pflegebedürftiger und nur begrenzte Puffer (Pflegevorsorgefonds, Zuführungen) führen zu steigenden Belastungen für Beitragszahler und Bund. Reformbedarf ist erkannt und Gegenmaßnahmen wurden diskutiert.
Einschätzung der Stabilität 2025–2035 (Prognose)
Kurzfassung: Fragil, aber steuer- und politikabhängig stabilisierbar — ohne substanzielle Reformen deutliche Risiken für Beitragssätze und Leistungsumfang.


Detailprognose nach Zweig
Krankenversicherung (GKV)

Risiko: Mittel–hoch. Wenn Ausgaben (z. B. durch demografische Alterung, Technologiewechsel, Arzneimittelausgaben) weiter deutlich schneller wachsen als Einnahmen, sind weitere Beitragssatzerhöhungen oder Steuerzuschüsse wahrscheinlich. Kurzfristige Indikatoren 2024/25 zeigen bereits erhebliche Defizite.
Konsequenz bis 2035: Ohne Reformen könnte der durchschnittliche GKV-Beitragssatz spürbar steigen; politische Kommissionen und Reformpakete werden entscheidend sein, um langfristig stabile Finanzierung zu erreichen.


Rentenversicherung (GRV)
Risiko: Mittel. Politische Festlegungen (z. B. Rentenniveau 48 %) verringern kurzfristig Einkommensunsicherheit für Rentner, erhöhen aber mittel- bis langfristig die Belastung der Beitragszahler. Institute prognostizieren erhebliche Finanzlücken (z. B. Milliardenbedarf bis 2035), die ohne Ausgleich (Steuerzuschüsse, Beitragserhöhungen, Leistungsanpassungen, Arbeitsmarkt-/Zuwanderungsmaßnahmen) zu stark steigenden Beitragssätzen führen.
Konsequenz bis 2035: Erwartbar ist ein Anstieg des Beitragssatzes, wenn die Politik das Rentenniveau dauerhaft stabilisieren will; Alternativen sind höhere Steuerfinanzierung, Leistungsänderungen oder Erhöhung der Erwerbsbeteiligung (z. B. Erwerbsquote, Zuwanderung, längere Lebensarbeitszeit).


Pflegeversicherung (SPV)
Risiko: Hoch. Die Zahl der Pflegebedürftigen wächst; Kassen berichten wiederkehrende Defizite. Selbst mit temporären Zuführungen sind mittelfristig weitere Beitragserhöhungen oder Leistungsanpassungen wahrscheinlich.
Konsequenz bis 2035: Ohne strukturelle Reformen (z. B. stärkere Steuerbeteiligung, Leistungsbegrenzungen, neue Finanzierungsmodelle) ist mit wiederkehrenden Defiziten und politischem Druck auf Leistungskürzungen oder höhere Beiträge zu rechnen.


Wichtige Zahlen / Befunde (Ausgewählte Belege)
Bundesrechnungshof: kritische Stellungnahmen zum Rentenstabilisierungs-Gesetz und Hinweis auf finanzielle Folgen.
IW Köln (Modellrechnung): Lücke im Rentensystem (z. B. ca. 34 Mrd. € bis 2035 unter bestimmten Annahmen), Beitragssatzdruck.
BMG / GKV-Lage 2025: Ausgabenanstieg und Defizite im 1. Halbjahr 2025 (≈ +8 % Ausgaben).
Pflege: Bundesregierung und Berichte zur langfristigen Finanzierung der Pflegeversicherung sowie Hinweise auf bestehende Puffer und Defizite.
DRV (Rentenanpassung): Beispiel Rentenerhöhung 1.7.2025 um 3,74 % (zeigt kurzfristigen Druck auf Rentenanpassungen).


Weiterführende Quellen / Vertiefungshinweise
(Lesen, wenn Sie tiefer einsteigen wollen — ausgewählte, vertrauenswürdige Berichte)
Bundesrechnungshof – Stellungnahme & Berichte zur Rentenstabilisierung / GRV: ausführliche Analysen und Kritikpunkte.
Institut der deutschen Wirtschaft (IW) – Analysen zu Rentenfinanzierung und Arbeitsmarktfolgen. (z. B. Lückenrechnungen bis 2035).
Bundesministerium für Gesundheit (BMG) – Finanzentwicklung GKV / Pflege-Berichte (z. B. „Zukunftssichere Finanzierung der sozialen Pflegeversicherung“).
Deutsche Rentenversicherung – Rentenanpassungen, FAQs und Rentenversicherungsberichte. (aktuelle Anpassungen und Methodik).


Kurzes Fazit
Das deutsche Sozialversicherungssystem ist heute funktionsfähig, aber systemisch unter Druck: GKV-Ausgabenanstieg, Pflege-Defizite und die Kosten einer politisch gewollten Rentenniveau-Stabilisierung machen die nächsten zehn Jahre fragil. Mit frühzeitigen, ausgewogenen Reformen (Finanz-Mix, Kostensteuerung, Arbeitsmarktmaßnahmen) ist Stabilisierung möglich — ohne diese Maßnahmen drohen spürbare Beitragserhöhungen oder Leistungseinschnitte.