Zusammenfassung § 88 Absatz 2 BHO veröffentlicht (Gz IX – 2020 – 0523) Bundesrechnungshof Potsdam, den 23. Mai 2022
Soziale Pflegeversicherung (SPV) und ihre Herausforderungen
Die SPV ist stark von der demografischen Entwicklung abhängig, insbesondere von der Anzahl der Pflegebedürftigen.
• Einnahmen 2020: 50,6 Mrd. Euro, davon 47,9 Mrd. Euro aus Beiträgen.
• Ausgaben 2020: 49,1 Mrd. Euro, mit 45,6 Mrd. Euro für Leistungen.
• Pflegebedürftige im Jahr 2020: 4,0 Millionen, mit einem Anstieg der über 80-Jährigen bis 2060.
Demografische Entwicklung und Pflegebedürftigkeit
Die demografische Entwicklung in Deutschland zeigt einen Anstieg der Pflegebedürftigen bis 2050, gefolgt von einem Rückgang bis 2060.
• Die Bevölkerung steigt von 3,5 Millionen im Jahr 2019 auf 5,6 Millionen im Jahr 2050.
• Ab 2050 sinkt die Zahl der Pflegebedürftigen bis 2060 auf 5,1 Millionen.
• Ab 80 Jahren ist die Wahrscheinlichkeit, pflegebedürftig zu werden, signifikant erhöht.
• Der Leistungsbeziehendenquotient steigt von 7,0 im Jahr 2019 auf 10,7 im Jahr 2056
Finanzielle Situation der Sozialversicherung
Die finanzielle Lage der Sozialversicherungen wird durch demografische Veränderungen stark beeinflusst.
• Die Ausgaben der gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) steigen von 9,4 % des BIP im Jahr 2019 auf 12,3 % im Jahr 2060.
• Die Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) steigen von 7,2 % auf 10,9 % des BIP.
• Die Ausgaben der sozialen Pflegeversicherung (SPV) steigen von 1,3 % auf 1,7 % des BIP.
• Die Gesamtausgaben der Sozialversicherungen steigen von 21,8 % des BIP im Jahr 2019 auf 29,3 % im Jahr 2060.
Entwicklung der Beitragssätze bis 2060
Die Beitragssätze der Sozialversicherungen werden bis 2060 voraussichtlich stark ansteigen.
• Der Beitragssatz der SPV erreicht 3,7 % im Jahr 2049 und bleibt dann konstant.
• Der Gesamtsozialversicherungsbeitragssatz könnte bis 2060 auf 53,3 % steigen.
• Der Pflegevorsorgefonds erreicht 34,6 Milliarden Euro im Jahr 2034, wird aber bis 2053 abgebaut.
Reformen in der sozialen Pflegeversicherung
Die soziale Pflegeversicherung (SPV) soll durch verschiedene Instrumente stabilisiert werden.
• Der Leistungsbeziehendenquotient soll durch die Ausweitung des Versichertenkreises gesenkt werden.
• Maßnahmen zur Reduktion der Pflegebedürftigkeit könnten die Ausgaben senken.
• Der Beitragssatz könnte bis 2060 auf 3,4 % stabilisiert werden.
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Die nachfolgende Prognose ist eine KI-gestützte Aussage, die nur eine oberflächliche und nicht verbindliche Aussage trifft. Gleichwohl sind erste Ableitungen erkennbar. Eine abschließende Bewertung soll im Rahmen des Prüfungsauftrags des Verein erfolgen.
Prognose für die gesetzliche Pflegeversicherung (GPV) in Deutschland (2025–2030)
1. Demografischer Wandel: der zentrale Treiber
Status quo: Schon heute sind rund 5 Millionen Menschen in Deutschland pflegebedürftig – Tendenz stark steigend.
Prognose: Bis 2030 steigt die Zahl der Pflegebedürftigen auf ca. 6 Millionen.
Folge: Deutlich höhere Ausgaben für Pflegeleistungen bei gleichbleibend kleiner werdender Beitragszahlerbasis.
2. Beitragssätze: weitere Anstiege wahrscheinlich
Aktueller Beitragssatz (2025): etwa 3,4 %, mit Beitragsdifferenzierung je nach Kinderzahl.
Prognose: Ohne tiefgreifende Reformen wird der Beitragssatz bis 2030 auf ca. 4,0–4,2 % ansteigen müssen.
Hintergrund: Schon heute übersteigen die Ausgaben regelmäßig die Einnahmen – das Defizit wird durch Bundeszuschüsse ausgeglichen.
3. Pflegepersonal: Mangel verschärft sich
Status quo: Bereits jetzt fehlen rund 50.000 Pflegekräfte.
Prognose: Ohne strukturelle Reformen könnten es bis 2030 über 100.000 unbesetzte Stellen sein.
Auswirkungen: Kürzungen bei Leistungen, Überlastung des Personals, steigende Löhne → höhere Kosten.
4. Reformdruck steigt
Reformoptionen:
Pflegevollversicherung: Ersatz der heutigen Teilkasko-Struktur – politisch umstritten.
Kapitaldeckung: Rücklagenbildung zur Dämpfung künftiger Kosten – derzeit kaum umgesetzt.
Stärkere Steuerfinanzierung zur Entlastung der Versicherten.
Einbindung der Privatversicherten (Bürgerversicherung) – politische Entscheidung offen.
5. Pflege zu Hause: Trend verstärkt sich
Über 80 % der Pflege findet im häuslichen Umfeld statt – meist durch Angehörige.
Prognose: Dieser Trend wird sich verstärken, auch weil stationäre Pflege immer teurer und weniger verfügbar ist.
Risiko: Überlastung der Familien und Ungleichverteilung der Pflegeverantwortung (v. a. auf Frauen).
📊 Fazit
Die gesetzliche Pflegeversicherung steht vor einer Finanzierungs- und Strukturkrise. Die kommenden Jahre werden geprägt sein von steigenden Beitragssätzen, zunehmendem Reformdruck und der Notwendigkeit, die Pflegeinfrastruktur krisenfest zu gestalten. Ohne tiefgreifende Änderungen drohen Überlastung, soziale Ungleichheit und Versorgungsengpässe.
